Bergbauernleben im Pongau. Von Wagrain bis Kleinarl. – 15.05.2019 | 20:15 | ORF III. Dorthin, wo landläufig die Welt noch in Ordnung ist, begibt sich die neue PapkeFilm-Dokumentation. Und zwar nach oben, wo im Salzburgischen Pongau, fernab vom Stadtdschungel, noch Menschen leben, die die Natur im Bergland pflegen. Die sie bebauen und nutzen. Abseits vom idealisierten Bergbauernidyll begleitet der Film drei Bergbauernfamilien und zeigt, was es heutzutage heißt, Bergbauer zu sein.
Schon seit Jahrhunderten haben sich Bauern in den Hängen der Gebirge des Kleinarler Tals niedergelassen. Ihre Bewirtschaftung ist schwierig. Das Klima ist hart, und Weiden und Äcker sind schwer zu erreichen. Eng schmiegt sich das Örtchen Kleinarl in den Talverlauf, an dessen Ende der Jägersee liegt. Im Norden, wo sich das Tal weitet, haben die Menschen Wagrain erbaut. Eine Marktgemeinde mit gut 3000 Einwohnern im Bezirk St. Johann im Pongau im Salzburger Land. Der Großteil der Salzburger Bauern sind Bergbauern. Ihre Höfe liegen bis 1700 Meter hoch. Ohne finanzielle Unterstützungen der EU wäre vieles hier oben gar nicht machbar. Zumal auch mehr als die Hälfte der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche Österreichs im Berggebiet liegt. Mehr als 25% der Landesfläche in Salzburg sind Almgebiet. Und die Anschaffung und Erhaltung von Bergmaschinen ist mit hohen Kosten verbunden.
Bergbauersein ist eine Lebenseinstellung. Die Bergbauern fügen sich den Mühen und den damit verbundenen Entbehrungen ihrer Arbeit. Aber sie jammern nicht und wissen den natürlichen Mehrwert ihres Arbeitsplatzes inmitten der schönsten Natur ungemein zu schätzen. Bergbauersein ist aber auch Familienangelegenheit.
Seit den 1950er Jahren betreibt die Familie Gehwolf vulgo Griesbauer ihren Hof in der Wagrainer Hofmark. Von seinem Vater übernommen, war Josef „Sepp“ Gehwolf über 40 Jahre lang der Hofbauer. Er weiß wie es ist, wenn man vom landwirtschaftlichen Einkommen nicht nach heutigem Standard leben kann. Jahrzehntelang hat er sich daneben als Gemeindevertreter und Vizebürgermeister für die Bauern eingesetzt. Seit drei Jahren betreibt der Sohn Josef Junior mit seiner jungen Familie den höfischen Betrieb zwischen Wagrain und Kleinarl auf 1010m Seehöhe. Eine besondere Rolle spielen Gehwolfs Noriker. Seit über 30 Jahren sind die Griesbauer-Gespanne aus der Gegend nicht mehr wegzudenken. Sind Sie auch die einzigen in Wagrain, die vor Ort Pferdeschlittenfahrten anbieten.
Am Mönchsberghof in Kleinarl sitzt die Familie Schaidreiter. Seit Jungbäuerin Christine, Tochter eines Talbauern, zum steilgelegenen Bauernbetrieb hinaufgeheiratet hat, sind die Sandalen bei der Heuernte passé. Sie geht nur mehr mit Bergschuhen am Feld. Sie ist vor allem für die Hausgäste verantwortlich, die sehr gerne dem Trend Zurück-In-Die-Natur folgen und freie Tage und Urlaube am Bauernhof verbringen. Christine ist sehr froh darum, denn die Beherbergung ist ein wichtiges Zubrot. Mit großer Freude sieht sie ihre Kinder in einer intakten Umwelt aufwachsen und sich mit einigen Gästesprösslingen vergnügen. Ganz besonders schätzt sie auch, was sie von der kräuterkundigen und rüstigen Schwiegermutter Trude von der Kraft der Natur erfährt. Auch das Zusammenleben im Glauben spielt bei den Schaidreiters eine wichtige Rolle. Seien es das Tischgebet, die Gänge zur hauseigenen Kapelle oder das Abhalten einer traditionellen Bergmesse.
Ein besonders starkes Miteinander der Generationen lebt auch die Familie Viehhauser am Kleinarler Schwabhof, der schon seit über 100 Jahren in Familienbesitz ist. Rupert Viehhauser ist Milchbauer und Viehzüchter. Weit über100.000 Kilo Milch werden pro Jahr auf dem riesigen Gelände, das an die 70 Fußballfelder fassen könnte, produziert. Selbst für seinen Vater Hannes war es nie denkbar, ganz im Vollerwerb tätig zu sein. Noch dazu früher, wo die körperliche Arbeit als Bergbauer mangels Maschinen noch eine viel härtere war. Sein Großvater war es, der den Schwabhof 1918 erworben hat. Seine Frau ist der gute Geist in der Küche, der noch alte traditionelle Rezepte weiß und für das leibliche Wohl bei den tagtäglichen Mühen auch bedingt durch eigenwillige Witterungsverhältnisse sorgt.
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