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KULTURTODATE

Chopin in der Flimmerkiste





Chopin-Verfilmungen auf der Spur.



Vor allem über Beethoven sind sie in letzter Zeit wie Pilze aus dem Boden geschossen. Zu Mozart gibt es sie en masse und auch Bach mit Familie hat man wiederentdeckt. Der „Johann Sebastian-Bach“-Mehrteiler aus der EX-DDR mit dem dafür mehrfach ausgezeichneten Ulrich Thein in der Hauptrolle, ist zudem eine der besten Komponisten-Verfilmungen, die ich kenne. Genre-Stiefkind ist Chopin.



Um die Wende des 20. Jahrhunderts gibt es an einer Hand abzählbare Stummfilme, in den 1930er Jahren entsteht „Abschiedswalzer – Zwei Frauen um Chopin” mit Wolfgang Liebeneiner. Gut 60 Jahre später versucht sich Hugh-Grant in der liebelei-verkärten Hollywoodromanze „Impromptu-Verliebt in Chopin“ als frankopolnischer Herzensbrecher. In Deutschland zeichnet man schmachtend „Bilder einer Trennung“.



Selbst das Chopin-Jahr 1999 hat mit „The Mistery of Chopin“ nicht mehr als eine halbherzige, wenn auch prallgefüllte Semi- Dokumentation parat. Enttäuscht darüber, stoße ich in den Untiefen wissenschaftlicher Recherche auf das Trostpflaster: „Desire for Love“.



Die polnische Produktion von Jerzy Antczak von 2002 knüpft an das gerne gezeichnete und vorgeformte Chopin-Bild an. Seit 2004 auf DVD, war sie jedoch offiziell vorerst nur für Region-1 (DVD-Ländercode für Nordamerika) erhältlich. Mittlerweile gibt es ihn auch hierzulande auf DVD zu kaufen. Der Film, im Spannungsfeld zwischen dem Aufbruch aus Polen und der Krise auf Mallorca, fokussiert vor allem auf das Werden und Vergehen der Liaison mit George Sand. Hier wird eine der interessantesten Künstlerbeziehungen des 19. Jahrhunderts in durchaus stimmigen Bildern erzählt. Dass er sich sehr bemüht, die biographischen Grenzen nicht unnötigerweise zu verlassen und den Soundtrack Chopin’scher Originalstücke sehr trefflich wählt, verhilft ihm sehr einer kitschigen Linie zu entrinnen. Das gelingt auch dank idealbesetzter, überzeugender Darsteller.

[Klaus Oberrauner, KulturToDate, April 2016]

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