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Filmnotiz: Die Söhne des Barons (1964)

Diese ausladende filmhistorische Geschichtsdrama aus Ungarn (Originaltitel: A kőszívű ember fiai) ist mir in einem sehr merkwürdigen Kleid untergekommen. Und zwar auf einer DVD mit dem etwas irreführenden Titel “Tempelritter-Edition 2”, auf der sich auch zwei andere Filme befinden (auf die möchte ich hier nicht näher eingehen), die genausowenig mit mittelalterlichem Tempelrittertum zu tun haben wie “Die Söhne des Barons”, der auf dieser DVD unverständlicher Weise unter “Das Banner der Tempelritter” angeführt ist. Dabei beruht “Die Söhne des Barons” auf dem gleichnamigen Roman des großen ungarischen Märchenerzählers Jókai (Dr. Ásvay Jókai Maurice [1825-1904]) aus dem Jahre 1869. (Der Vorspann des Films beginnt auch mit der Einblendung einer Porträtzeichnung des Autors) In 158 Minuten entfaltet sich die Geschichte des Ungarn-Aufstandes von 1848 gegen die Habsburger. Mittendrin die drei Brüder, die Söhne eines verstorbenen konservativen wie kaisertreuen Gutsherren und Leutnant. Einer ist Diplomat in St. Petersburg. Die beiden anderen befinden sich als Schreiber bzw. als Rittmeister im polizeistaatlichen Vormärzwien eines Fürsten Metternich. Die historische Fülle des Films von Regisseur Zoltán Várkonyi (1912-1979) ist ebenso beeindruckend wie die Liebe zum Detail, ein authentisches Abbild der Zeit zu zeichnen. Das reicht von der Rekonstruktion höfischer Tanzpraxis, über die Kleidermode der Zeit oder die Einbindung ereignisbegleitender Musik bis hin zur altwienerischen Spielkarte. Nachdem der osteuropäische Film wie in einem Überraschungsei auf mich kam war ich doppelt überrascht und berührt. Marke: empfehlenswert. Und: Wer historische Filme/Literaturverfilmungen mag wird sich über das erst 2009 auf Deutsch synchronisierte Kleinodstück Filmgeschichte bestimmt freuen.

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