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Filmnotiz: “Seraphim Falls” (2006)

Ein Western der anderen Art. Keine Indianerkämpfe, keine legendären Postkutschenüberfälle, wird man in das Szenario einer unwirtlichen Natur geworfen, in der ein Mann den anderen verbissen verfolgt, mit einer kleinen Meute geldhungriger Kopfgeldjäger. Inmitten dieser Auseinandersetzung, die, zugegeben auch ihre Längen hat, wird keine Grenze gezogen zwischen Gut und Böse. Der Zuschauer ist Beobachter dieser Verfolgung und sucht vergeblich nach den schattierenden Schubladen. Er ertappt sich dabei, Sympathien und Antiapthien sowohl für den unerbittlichen Jäger (verkörpert von Liam Neeson) als auch für den unnachgiebigen Gejagten (dargestellt von Pierce Brosnan) zu entwickeln. Immer klarer wird es, dass es sich um keine Schubladengestalten handelt, sondern um zwei Individuen mit ihren gewinnenden und auch mit ihren Schattenseiten. Dass es keine Ganoven, sondern Menschen sind, die mit ihrem Schicksal hadern und von einem tragischen Missverständnis getrieben werden. Der Mut, eine Westerngeschichte unter einem gewissermaßen als Aasgeier darüberschwebenden Tragikum zu gestalten, hat meine Faszination geweckt. Dazu schwebt die Spannung, wie sie einander begegnen werden und ob sie sich offenbaren – ob die Kugel oder das Wasser wichtiger ist – bei einem finalen Showdown unter der glosenden Sonne in der nicht enden wollenden Salzwüste. Getragen von zwei gutaufgelegten Charakterdarstellern kann man sich gerne überraschen lassen. Seine ganz eigentümliche Struktur hat durchaus das Zeug, zu einem Lieblingswestern zu werden. Wenn er auch nicht ganz ohne Klischees aufkommt und man etwa an einen Klassiker unter den Italo-Westerns – “Leichen pflastern seinen Weg” (1968) mit einem eiskalten Klaus Kinski – zu denken sich ertappt, wenn das Blut der bounty hunter in den Schnee tropft.

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