oder: Fantasie in d-Moll. Gedicht auf ein Bild von Lorenz Bögle.
Bild (c) Lorenz Bögle
Durch die Finger auf die Wände, Mondes Spiegel im Gesicht, bannte er einst das Geblende von dem heimtückischen Wicht.
„Trag mich fort, das wollt ich schreiben, einmal mehr nicht mehr zurück. Das Alte mag ich nicht mehr leiden, gequält, erkaltet liegt mein Glück, wie im Warmen, nicht verborgen, mach dir, Lieber, keine Sorgen, um die Zeilen, die ich nicht schick’.“
„Nein, noch lasse ich sie leben“, dachte er und lacht’ im Ritt, noch ein Wunder zu erheben, nach der ewiglichen Bitt. „Machen wir die kleine Posse, aus dem faden Nichtmehrleben, furzgetreu und hoch zu Rosse.“
Tränkt’ die Feder in dem Schatten, ersäufte er das Raumpapier, „schöpfen sie!“, wie orts erbaten, „schöpfen sie“ für unser Hier.
Doch die Töne wurden Schläge, sagten sich dem Kopfe los, bitterschnell und schmerzlichträge, erfror er jäh in Mutters Schoß.
Wie er in die Seide rotzte, seinen Putz aufs Bette warf, nicht mehr seinen Zähren trotzte vor dem ungesagten Schlaf, belippte er die weiße Wange: „Gute Nacht, träum’ schön und lange.“
„O Wunder, Kind“, entsann er sich der Stimm und schlich, die ersten Schritte, rückwärts gehend, dann, kurz inne, seitwärts drehend, tanzte er ins Jetzt zurück, bestieg sein Pferd: „Jetzt komm, verzück mich wie im Himmel so auf Erd!“
Er schloss die Tür und ließ herein das allverhassteste Allein, das griff die Feder seiner Welt, die ihn elendiglich entstellt.
Märchen IV | Text: Klaus Oberrauner | Stimme: Markus Schöttl
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