“Bergdoktor” Hans Sigl im Interview über Natur, Film und sein Serienarztdasein.
Was bedeutet Ihnen “Natur”? Hans Sigl: “Natur hat sich in der Ursprünglichkeit der Bedeutung für mich sehr verändert. Als Kind habe ich nie darüber nachgedacht. Ich war Teil der Natur. In meiner Welt gab es nichts anderes. ich bin auf dem Land großgeworden. Insofern ist Natur für mich ein Grundnahrungsmittel, eine Kindheitserinnerung und eine direkte, dichte Beziehung zum Sein.”
Was reizt Sie daran, sich als Landschaftsfotograf umsehen zu wollen? Hans Sigl: “Ich fotografiere sehr viel. Ob ich gleich eine Bezeichnung daraus machen wollte, weiss ich nicht. Ich finde Peter Felbert als Landschaftsfotograf wunderbar. Man erzählt über Landschaft Kultur und das ist das Großartige daran.”
Was ist die besondere Herausforderung an der Darstellung eines Serien-Charakters? Hans Sigl: “Das sind viele verschiedene Facetten. Einerseits ist eine kontinuierliche Arbeit immer etwas anderes als ein Stückvertrag. Ich bin ein Teamplayer und ich mag es, Figuren über längere Zeit zu entwickeln. Es ist auch eine Frage der Disziplin. Wenn man das Glück hat eine solche Rolle spielen zu dürfen, dann muß man auch jeden Tag ran wollen: Ans Spielen, an die Geschichten. Ich bin von je her ein Workaholic. Ich arbeite gern viel und schnell. Insofern bin ich da genau richtig aufgehoben. Es ist auch eine Verantwortung einer Sache und dem Team gegenüber. Ich nehme sie sehr gerne an.”
Warum, glauben Sie, erfreuen sich Arztserien jüngst so großer Beliebtheit? Hans Sigl: “Der Wunsch gehört zu einer gewissen Retro-Verliebtheit: Der Arzt als Gutmensch, der heilen kann. Dr. House erfüllt letztendlich denselben Wunsch des Zuschauers, wenn auch der Arzt in diesem Fall auf den ersten Blick nicht wirklich positiv zu sein scheint. Es ist ein Urinstinkt des Menschen, sich an Geschichten zu erheitern, die tragisch sind und vielleicht durch einen Helden Besserung erfahren.”
Schon in den 1990er Jahren war der Bergdoktor ein Fixpunkt im Hauptabend. (Wofür Sie auch als Taxifahrer gecastet wurden. Stimmt das?) Nun ist das so genannte Re-Vival einer bekannten und beliebten Serie immer auch ein Abenteuer. Wie sind Sie zum “Bergdoktor” geworden und was ist es, das Ihnen an dieser Rolle besonders gefällt? Hans Sigl: “Ja, das stimmt. Ich wurde gefragt ob ich die Rolle übernehmen möchte. Die Rolle kam zu mir und ich sage immer, es kommt die richtige Rolle zur richtigen Zeit. So war es hier und so wird es auch in Zukunft sein. Mir gefällt einfach die Unterschiedlichkeit der Figur. Es ist für einen Schauspieler alles drin.”
Worin sehen Sie die Unterschiede und Herausforderungen für den Film oder für die Bühne zu arbeiten? Warum “glaubt” man dem Fernsehen mehr, warum scheint ihm das Erzeugen von (scheinbarer) Authentizität eher zu gelingen? Hans Sigl: “TV bildet scheinbare Realität ab und Theater überhöht. Ganz klar. Bühne hat nicht den Auftrag realistisch zu sein. TV schon eher. Wobei Fiktion natürlich auch immer realitätsfremd ist, weil die realistische Zeitspanne fehlt.”
Überhaupt formulieren Sie in Ihrem “Fönton” auf sehr farbenreiche und philosophierende Weise Abschnitte, Anekdotisches aus Ihrer Biographie. Man sieht sich einer sehr sensitiven, fragilen und dann doch wieder sehr unmittelbaren und direkten Sprache gegenüber. Sind das auch diese “gedanklichen Sollbruchstellen unserer Zeit”? Woher kommt Ihre Liebe und Freude zum Schreiben? Was bringt Sie zum so bewegenden und bewegten, so bildlichen Fassen von Gefühlen, Gedanken und Situationen? Hans Sigl: “Das ist ein Anliegen, dem ich mich immer wieder mal widme. Woher das kommt ? Ich weiss es nicht. Ich mag Sprache und vielleicht habe ich das noch meinem Deutschprofessor zu verdanken.”
“Fönton”, ein Begriff der in diesem Zusammenhang sowohl das Wortspiel als auch das Satirische, das einem im Leben begegnet, das scheinbar Absurde und doch zutiefst Menschliche, betitelt. Wie kam es zu dieser Idee? Was steckt dahinter? Hans Sigl: “Es ist eine Verballhornung des Feuilletons und da jeder vernünftige Schauspieler immer gerne eine Rezension in demselben hätte, dachte ich mir ich schreibe mir einen eigenen Fönton. Es sind einfach Gedanken, die mich beschäftigen. Mein eigenes Poesiealbum. Wenn andere reinlesen, freut es mich. Vielleicht ist es aber auch einfach nur ein Tool, um eine andere Seite von mir zu zeigen. That’s it.”
Es werden auch regelmäßig Bergdoktor-Fantreffen abgehalten. Dass sogar ein ganzer Fanclub dahinter steht bezeugt den erfreulichen Beliebtheitsstatus. Was ist das Besondere an dieser Serie? Was können die Fans bei Ihrer persönlichen Sprechstunde erwarten? Wieviel “Mediziner” sind Sie mittlerweile geworden? Hans Sigl: “Das Besondere an dieser Serie ist die Kombination aus Geschichten, Schauspielern und Kulisse. Scheinbar schaffen wir es, die Familie Gruber und die medizinischen Fälle glaubhafter als bisher rüberzubrungen. Der Schauspieler ist immer Schauspieler. Ich weiß ein bisschen mehr über Medizn als bisher, aber es bleibt einfach zu wenig Zeit, um Medizin zu studieren.”
Hat sich schon die Gelegenheit ergeben mit Ihrem Serienkollegen Mark Keller gemeinsam zu muszieren oder würden Sie es gerne? Hans Sigl: “Kommt Zeit, kommt Swing. Irgendwann, irgendwo wird es sich mal ergeben.”
Der Hörfreund. Er ist das Hören, das Zu-Hören, das Sich-Selber-Hören, das Bewusst-Hören. Er ist Begleiter, er ist Insel in einer Welt, die scheinbar im Begriff ist aus den Fugen zu geraten, was die Menschen verunsichert, verängstigt – das An-Sich-Selber-Glauben, an seinen Selbstwert – vergessen macht und absurd scheinen lässt. Er ist aber noch viel mehr. Vielleicht sogar ein Stück von der Nachhaltigkeit, die einer kurzlebigen, der Oberflächlichkeit verdammten Welt immer fremder wird? Erzählen Sie uns doch bitte ein bisschen darüber. Hans Sigl: “Ich hätte es nicht schöner beschreiben können. Dr. Pablo Hagemeyer, der medizinische Fachberater des Bergdoc, und ich haben uns überlegt, wie wir gemeinsam meditatve Reisen umsetzen können. Er hat geschrieben, ich habe produziert. Wie ich finde, sehr gut. Es sind sehr umfassende Meditations-CDs geworden.”
Was bedeutet es Ihnen, einen Traum zu haben? Hans Sigl: “Träume sind was Schönes. Ich habe gerne Ziele. Ein Traum ist ein Ziel ohne Kontur. Insofern ist immer alles eins und doch verschieden.”
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