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Talking About Borders – Vorhang auf für den Osten

Vor zehn Jahren aus der Taufe gehoben, feierte der internationale Dramenwettbewerb für Osteuropa Über Grenzen Sprechen mit den Siegertexten aus Georgien 2014 Anfang Juni in Wien. Ein Projekt, das für Gedankenaustausch, Dialog und Begegnung steht.

Ein Projekt der Begegnung Talking About Borders entstand „aus der Idee heraus, die Situation der unweit von Österreich beheimateten Menschen in Osteuropa besser kennen zu lernen und zwar über ihre zeitgenössischen, künstlerischen Leistungen.“ So fasst Regisseur und Initiator Christian Papke die Idee dahinter zusammen. Die dortigen Dramatiker bekommen damit „die internationale Möglichkeit, ihre kreative Ausdruckskraft im deutschsprachigen Raum unter Beweis zu stellen.“ Neben einem Preisgeld wird der beste Theatertext ins Deutsche übertragen. Eine Erstauflage des Textes wird unter der Wiener Bevölkerung sowie unter allen wichtigen deutschsprachigen Theatern und Literaturinstitutionen verteilt, bei der Leipziger Buchmesse vorgestellt und im Rahmen einer szenischen Lesung in Wien präsentiert. Das Projekt, das „zu Gedankenaustausch, Dialog und Begegnung“ einlädt, wurde in Zusammenarbeit zwischen dem Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten, dem P.E.N.-Club Österreich, dem P.E.N.-Club Mazedonien, KulturKontakt Austria, dem Translation & Linguistic Rights Comittee des International P.E.N. und dem mazedonischen Kulturministerium – erstmals 2005 in Mazedonien- umgesetzt.

Aus Georgien: Zwei Siegertexte in Wien Nach Serbien (2006), Bosnien-Herzegowina (2008), Albanien (2009), Bulgarien (2010), Rumänien (2011), Ukraine (2012), machte Talking About Borders in Georgien (2014) Station. Aus einem „Land der Dichter und Schreiber“, wie es Papke empfindet, kamen gleich zwei Siegertexte aus Tiflis nach Wien: Kriegsmutter des mehrfach ausgezeichneten Regisseurs, Dramatikers und Schauspielers Data Tavadze. Angry Bird des Autors und Publizisten Basa Janikashvili. Treffend einbegleitet von Konstantin Zaldastanishvili, Botschafter Georgiens in Österreich, der – in Hinblick auf das Assoziierungsabkommen seines Landes mit der Europäischen Union (27.6.2014) – das Projekt als wunderbares Beispiel für Zusammenarbeit hervorhebt, wurde zunächst Kriegsmutter in Christian Papkes Fassung im großen Saal der GarageX szenisch gelesen. Es handelt sich um eine zeitlose Auseinandersetzung mit dem Thema Krieg. Bedroht, an einem Ort ohne Namen setzt sich der Krieg in der Innenwelt der Protagonisten fort. Der Autor entwickelt eine existenzialistische Hölle, die er immer wieder geschickt durch zarte, nahezu poetische Momente durchbricht. Die Bühne ahmte durch Technik-Versatzstücke die Unwirtlichkeit des Krieges nach. Ähnlich wie in Angry Birds, das sich als mörderisches Computerspiel mit den letzten Dingen – Liebe und Tod, Gott und Heimat, Christentum und Islam auseinandersetzt.

Ein Wien für Völkerverständigung Neben Karin Lischka, bekannt durch die weibliche Hauptrolle in Karl Markovis’ Atmen, sowie Christian Taubenheim und Philipp Weigand, jungen Ensemblemitgliedern des Staatstheaters Nürnberg, einem Projektparner, wirkte Kammerschauspielerin und Synchronsprecherin Adeline Schebesch mit, die in Wien studiert und ihre Karriere am Ensembletheater Wien unter Dieter Haspel begonnen hat. Schebesch, die das Projekt zuvor nicht kannte, zeigt sich „angenehm überrascht und auch beeindruckt über das Ausmaß der Internationalität im östlichen Europa und die lange Laufzeit von 10 Jahren.“ Sie hat das Event als „kleine aber sehr liebenswerte Gesellschaft erlebt.“ Das besonders Bemerkenswerte für sie ist die Berührung mit einer ihr „unbekannten, fremden Welt.“ Sie ist davon überzeugt, dass Wien – „immer das Tor zwischen West und Ost“ – geeignete Bühne für dieses Event ist: „Sein ganz eigener Flair ist ein hervorragender Boden für Völkerverständigung jenseits abstrakter politischer Verordnung.“

Ausgezeichnete Ausblicke Christian Brunmayr, Leiter der Außenministeriums-Abteilung für Durchführung kultureller und wissenschaftlicher Veranstaltungen im Ausland überreichte dem anwesenden Basa Janikashvili seinen Preis. Klaus Kusenberg, Schauspieldirektor am Staatstheater Nürnberg, der die Uraufführung von Janikashvilis Stück verantwortet, verkündete in diesem Zusammenhang, dass er Talking About Borders fortan an das Staatstheater Nürnberg bindet. Die Urkunde für den abwesenden Data Tavadze nahm stellvertretend Manana Antadze von der Tumanishvili Foundation in Tiflis entgegen. Sie bekundete ihre Freude über den Brückenbau und übergab Christian Papke, einem „Mann der Tat“ und einem „Grenzüberschreiter“, ein offizielles Ehren- und Dankesschreiben. Außerdem erhielt der sympathische gleichwie engagierte Mann der Theater- und Medienbühne von Khatuna Khundadze vom georgischen Kulturministerium ein schriftliche Dankesbekundung des georgischen Kulturministers Miriane Odisharia für die Zusammenarbeit und das Promoting von georgischer Kultur. Während der abwechslungsreiche und gelungene Abend bei fruchtbaren Gesprächen und georgischem Wein ausklingt, sind die Weichen für die nächste Station von Talking About Borders bereits gestellt: Und zwar – noch heuer – in Richtung Armenien.

[Klaus Oberrauner, KulturToDate, April 2016]

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