Diesen Winter schaut die neueste Dokumentation von PapkeFilm in die tief verschneiten Berge des Salzburger Landes. Dort liegt das idyllische Kleinarltal. Zwanzig Kilometer lang erstreckt es sich von Wagrain bis nach Kleinarl. Mit seinen knapp 800 Einwohnern schlängelt es sich entlang der Radstädter Tauern. Die namhafte Ortschaft Wagrain ist rund viermal so groß wie Kleinarl, wobei sich beide Gemeinden zur Urlaubsregion Wagrain-Kleinarl im Pongau zusammengeschlossen haben. Denn die Winter können hier besonders lang und hart sein, wie der Griesbauer und Pferdekutscher Josef Gehwolf berichtet.
Dabei betreiben manche der Bauern ihre Landwirtschaft auf 1300 Metern Seehöhe, was die Arbeiten dort erschwert. Noch dazu, da einige versuchen, das Traditionelle, wie es früher gewesen ist, wiederzubeleben. „Die Männer haben Schindel gemacht, die Frauen haben die Wolle verarbeitet.“ Früher beides klassische Winterarbeiten. „Und somit haben sie überlebt. Ich finde einfach, dass es Sinn macht, in unserer sogenannten Wegwerfgesellschaft, wie wir sie haben – dass man einfach die eigenen Ressourcen, was man wirklich vor der Haustüre hat, wiedererkennt und daraus wieder etwas macht“, erzählt Landwirt Bernhard Maurer vom Kitzsteingut in Wagrain auf einem Spaziergang durch den Schnee mit zweien seiner Alpakas. Diesen Zwerg- Kamelen, die man mittlerweile immer öfter in Österreich sehen kann, machen die hiesigen Temperaturen gar nichts. Stammen sie doch ursprünglich aus den Anden. Aber die Winterzeit erschwert nicht nur das Leben. Mancher der Bauern nutzt die besinnlichere Zeit im Jahr auch, um Haus und Hof zu räuchern. Und die Menschen vor Ort haben durchaus ihren Spaß. Ihr soziales Umfeld hilft ihnen, alle gut durch die kälteste Jahreszeit zu bringen: Abseits vom Tourismusgeschäft, organisiert die örtliche Bergrettung ihr eigenes Schirennen: „Wir haben es benannt nach dem ehemaligen Ortsstellenleiter von uns, den Dertnig Steff – das heißt: Dertnig-Steff-Gedächtnisrennen. Es nehmen in erster Linie Einheimische teil, und es ist im freien Gelände. Ein Lauf, den wir da hineinstecken, und da muss man dann einfach herunterfahren. Keine Piste – freies Gelände. Und das dient in erster Linie dem Spaß und nicht dem Wettkampf“, so Hans Schaidreiter, Ortsstellenleiter der lokalen Bergrettung. Daher feiern alle Beteiligten auch schon amVorabend des Rennens auf der Kleinarler Hütte den Tourengeher-Ball.Wöchentlich treffen sich die Einheimischen beider Gemeinden auch zum Eisstockschießen in Wagrain und wärmen sich danach bei einem guten Schluck und eine Partie Karten wieder auf. Dieser Volkssport kam vermutlich schon im Mittelalter aus Skandinavien ins Land der Berge. Aber die Menschen in der Region vertreiben sich die stillste Zeit im Jahr nicht nur mit Sport und Kartenspiel, sondern auch mit Musik und Kultur. Sie musizieren zusammen und proben schon einmal für die wärmere Jahreszeit, wenn die ‚Musi‘ wieder ausrücken kann. Schließlich war auch einer der bedeutendsten Schriftsteller Österreichs, Karl Heinrich Waggerl, in Wagrain sesshaft und half mit, seinen geliebten Ort als Fremdenverkehrsort bekannt zu machen. Um es mit den Worten des Kutschers Josef Gehwolf zu sagen: „Heimat ist – im Grunde genommen – drei L:Wo der Mensch lebt, liebt und lacht – diesen Ort nennt er Heimat.“
Foto © PapkeFilm
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