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Buchblick: Schule des Scheiterns

Ich lese Schule des Scheiterns vom Zimmermann Peter. Eines Tages hat mir ein lieber Freund dieses Buch in die Hand gedrückt: “Schau mal, was ich da für dich habe.” Sehr persönlich und so treffend, sodass mir dieser Antitiel hinblicklich der Lebensratgeber, die man sonst kennt, Distanz auferlegte. Den Urbegriff des Scheiterns, im tiefösterreichischen Sinne, legte die lebende Legende Hermes Phettberg dar, indem er sich – in der Dokumentation von Kurt Palm (Hermes Phettberg Elender, 2007) selbst als Scheiterhaufen bezeichnete. Ein Mann, der seine Demut vor der Öffentlichkeit und das Klischee eines Unfähigen zur Schau trug. “In Wien, da is die Fassad’ wichtig”, ließ ich mir einmal von einer einbeheimateten Stimme sagen. Der große Geist ward von dem Antlitz ekelerregender Selbstverachtung erschlagen. Im Bewusstsein, täglich zu scheitern, lag das Buch viel zu lange – wie als mahnende Erinnerung zwar griffbereit, aber unberührt auf dem Bücherhocker neben der Couch, meinem Nachtkästchen. Das Klischee: Niemand kann besser über das Scheitern schreiben als ein Österreicher. Niemand sieht sich selbst gern niedergeschlagen im Spiegel. Immer schaute mich das Buch an. Der Zimmermann ist zu schätzen. Er durchfurcht. Er dringt ein. Er gräbt um. “Ich verbringe einen nicht unbeträchtlichen Teil meines Lebens mit Büchern. Ich lese sie, rezensiere sie, ich spreche über sie, ich besitze einige, und ich schreibe sogar welche. Ich weiß, dass es nicht viele Menschen gibt, die das von sich sagen können. Und wollen. Denn natürlich ist die Relevanz dessen, womit ich meine Tage verbringe, unbedeutend. Würde ich mich auf der Stelle in Luft auflösen, nichts würde passieren.” Ein bisschen Selbstleben und Spiegel. Herrlich ernüchternd mit dem subtilen Lächeln im Schatten österreichischer Überlebenskunst.

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