RaDeschnig. Das sind Nicole und Birgit. Sie sind Schwestern. Sie sind Zwillinge und machen Kabarett. Derzeit begeistern sie mit ihrem “Doppelklick”-Programm, jüngst ausgezeichnet mit dem Österreichischen Kabarett-Preis. KULTURTODATE verklickern die jungen Kärntnerinnen ihre Sicht auf Humor, ihre Anfänge und ihre aktuellen Projekte. Eine doppelte Freude. Demnächst auch in Kärnten.
RaDeschnig | Foto: Stefan Grauf-Sixt
Wann habt ihr in Sachen Kabarett Lunte gerochen und bemerkt, dass es euren Weg pflastert? Dass eure kabarettistische Ader ankommt? RaDeschnig: »Als wir bemerkt haben, dass andere Menschen das lustig finden, was wir für lustig halten.«
Wo machtet ihr als Duo die ersten darstellerischen, kabarettistischen Gehversuche? RaDeschnig: »Wir wurden in Graz gleich bei einem der ersten Gehversuche vom Publikum mit Getränken beworfen. Daher haben wir uns als Gehversuchsausgangsbasis für Wien entschieden.«
Euch wird “höllischer Galgenhumor” attestiert. Eine schneidende Klinge mit beißend satirischen Tendenzen. Was ist die Essenz dieser Klinge? RaDeschnig: »Höllischer Galgenhumor wird einem wohl immer dann attestiert, wenn man sich mit Genuss in die menschlichen Abgründe begibt und bezüglich Publikumsreaktionen tänzelt er immer auf der feinen Linie dahin zwischen “hahaha, oag!” oder “na, zu oag.” «
Humor ist…? Birgit Radeschnig: »Im Duden steht: “Humor ist die Fähigkeit und Bereitschaft, auf bestimmte Dinge heiter und gelassen zu reagieren.” Insofern ist Humor etwas entschieden anderes als Witz, denn bei schlechten Witzen fehlt mir diese Fähigkeit oft. Man könnte fast sagen: Für manche Witze fehlt mir der Humor.«
Wie ist es um die Kabarett- und Kulturszene in Kärnten bestellt? Ist Kärnten ein guter Nährboden? RaDeschnig: »In Kärnten wird man bei jeglichem Anflug von Interesse am Witz unverzüglich vom Fasching rekrutiert und verschlungen. Hat man es nach dieser Zeit geschafft, die Geschmacksnerven wieder zu sensibilisieren, schätzt man es aber so richtig, wenn jemand weniger – dafür aber umso raffinierter – pointiert.«
Musik sowie musikalische Annäherungen spielen in euren Programmen eine wichtige Rolle. Geschickt verwoben mit Wort, Pointe und Dialog. Täuscht der Eindruck? Seid ihr auch von erinnerten Spuren des Musik-Kabaretts inspiriert? RaDeschnig: »Inspiration war weniger ausschlaggebend, als Gelegenheit. Aus der Zeit in der Blaskapelle war noch eine Klarinette übrig und dann haben sich die anderen Instrumente wie von selbst ergeben. Text in Liedform zu transportieren ist deshalb denkbar, weil die Wirkung eines Satzes durch die Melodie verstärkt wird und er dadurch gleich mal bedeutungsschwangerer daherkommt.«
Im Sommer unter “Carinthischer Sommer unterwegs” seid ihr als Quartett “Klakradl” durch die Lande getourt. Wie kam die Kooperation mit dem Jazz-Duo “Klak” zustande? Was erwartet das Publikum? Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit und wird es künftig mehr von dieser Symbiose geben? Was macht für euch überhaupt den Reiz dieses Symbiose aus? RaDeschnig: »Man ist aus Interesse an der Kärntner Kulturszene aufeinander aufmerksam geworden, hat aus Sympathie und Wertschätzung zueinander gefunden und wird so lange zusammen bleiben, bis irgendwen aus unserer Truppe die Lust an Musik von Welt mit Wortspielereien aus Kärnten verlässt.«
Klakradl | Foto: Stefan Grauf-Sixt
Im Herbst werdet ihr mit dem Österreichischen Kabarettpreis für das Programm “Doppelklick” ausgezeichnet. Kurz: Worum geht es in “Doppelklick”? Die Schwierigkeit des Miteinanders bzw. Miteinander-ins-Gespräch-Kommens, das dieser Tage gerne den Eindruck eines Neo-Biedermeier erweckt, scheint ebenso mitzuschwingen wie die gleichzeitige Absurdität digitaler Kommunikation in ihrer scheinbaren Grenzenlosigkeit, ihren kurzen Wege und langen Leitungen. RaDeschnig: »Es geht grob umrissen um einen Versuch der Annäherung in Zeiten gegenseitiger Abschottung und die Suche nach einer gemeinsamen Basis als Ausgangspunkt für ein Gespräch. Auf dem Weg dorthin wird sehr viel geflucht, geschimpft und beleidigt – wir haben uns also am Grundton der digitalen Kommunikation orientiert.«
Wie habt ihr reagiert, als bekannt wurde, dass ihr den Preis bekommt? RaDeschnig: »Wir haben uns gefreut, es dem Programm erzählt und zu dritt mit Jahrgangschampagner drauf angestoßen!«
Wie läuft generell die Zusammenarbeit in diesem Familien-Doppel? Gibt es wirklich dieses Zwillingene nachgesagte “blinde Verständnis”? RaDeschnig: »Es ist im Großen und Ganzen recht uninteressant, da ein Programm schreiben in erster Linie viel Arbeit bedeutet – da steckt wenig Zwillingszauberei dahinter.«
Auffällig ist auch das einfließende Kärntner Lokalkolorit sowohl in Sprache als auch in Musik. Welche Bedeutung hat es für euch, diese Komponenten zu pflegen? RaDeschnig: »Es hat für uns keinerlei Bedeutung, da hinter der Verwendung keine Überlegung oder Absicht steckt. Es war der Zufall des Im-Süden-geboren-worden-seins. Und auch die sprachliche Komponente hat nichts mit Wertschätzung des Kärntner Idioms aus einem patriotischen Gefühl heraus, sondern schlichtweg mit Desinteresse zu tun, einen anderen Dialekt zu lernen.«
Welche sind für euch die nahrreichsten Inspirationsquellen? RaDeschnig: »Familienfeiern.«
Welchen Anspruch stellt ihr selbst an eure Programme? RaDeschnig: »Dass uns selbst beim Erarbeiten und später beim Spielen nicht fad wird.«
Mit welchen aktuellen Projekten seid ihr beschäftigt? RaDeschnig: »RaDeschnig, Klakradl, FM4 Radiokolumne, “Jahresrückblick” mit den Kollegen Spörk, Tartarotti und Fleischhacker, Abschied nehmen von Sommer, Sonne, Kaktus….«
Was hat es mit der FM4 Radiokolumne auf sich? RaDeschnig: »In der FM4 Radiokolumne “Echoraumpalaver” geht es um das Phänomen der digitalen Echokammern und wie die eigene Meinung dadurch radikalisiert werden kann, dass man sich nur noch mit Menschen umgibt, die genau so denken, wie man selber.«
Worüber könnt ihr euch am besten amüsieren? Birgit Radeschnig: »Aktuell finde ich Hendln sehr lustig, davor waren es Enten – da ist eine leichte Tendenz in Richtung Tierbeobachtung zur eigenen Belustigung nicht von der Hand zu weisen.«
Last but not least: Euer liebstes Kärntner Dialektwort? RaDeschnig: »Das Wort “Tschabunkale” wurde von uns für das Programm “Doppelklick” frei erfunden und beschreibt einen… ach, wir wollen nicht zuviel verraten!«
Termine in Kärnten: 14. November: Klakradl | Altes Brauhaus, Bleiburg 12. Dezember: Klakradl | Granatium Radenthein 18. April 2020: “Doppelklick” | Jazzclub Kammerlichtspiele, Klagenfurt Alle Termine unter: www.RaDeschnig.net
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