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Filmnotiz: Die Spielerin (2005)

Ein Gerücht sagt ja: Es ist besser, du kennst dich nicht aus, dann springt das Rad für dich. Der Homo Ludens hatte immer schon Tendenz zum Spiel und seiner Kultivierung. Bereits im Mittelalter galt das Glücksspiel als diabolischer Schatten Fortunas. Ihr oblegte sogar der grausame obderennsissche Landeshauptmann Herberstorff mitten im Dreißigjährigen Krieg das Schicksal verhafteter Bauernaufständler, die paarweise um ihr Leben zu würfeln hatten. Es soll lukrativ sein – und es gibt doch auch immer Leute, die gewinnen. Mit diesem Gedanken lässt man sich von fingierten Bordsteinhütchenspielen ködern, ohne im entferntesten zu ahnen, auf lange Sicht dem dahinterstehenden System nicht bekommen zu können. Gut, es ist nicht Casino (1995) – wo  ein glänzender Robert de Niro skrupellose Fäden hinter den Kulissen der Spielhölle spannt, oder Croupier (1998) – wo Clive Owen als Spielleiter den sichtbaren und nüchternen Henker über Gedeih und Verderben gibt. Aber Die Spielerin – nach Motiven des Dostojewski-Romans Der Spieler – eröffnet mit dem Fokus auf die Süchtige einen neuen und durchaus empfehlenswerten Blick auf eine gerne tabuisierte Thematik. Aus gutgemuteter Höflichkeit landet Frau Sieveking (Hannelore Elsner), zusätzlich motiviert von der fadenscheinigen Attraktivtät eines hilfsbedürftigen fremden Mannes (Erwin Steinhauer), der vorgibt, sich in ihr Hotelzimmer verirrt zu haben, in einer Welt, die für sie eine unbekannte ist. Führt sie, frischgebackene Witwe, doch ein gutsituiertes und geordnetes Leben. Nach den ersten Erfolgen am Roulett hat sie auch nur mehr einen Köder im Visier: den Gewinn. Die Verluste, die sich häufen, seien doch nur ein dummer Zufall. Sie beginnt, sich immer mehr auszukennen und ein System hinter ihrem Spiel zu entwickeln, das natürlich nicht funktionieren kann. Die Spirale dreht sich, das Netz fesselt sie immer weiter: Ich muss gewinnen! Wie schön die kleinste Münze aus dem Automaten glänzt. Aber: Ich bin doch nicht süchtig!                                           Ein guterzähltes Drama des österreichischen Regisseurs Erhard Riedlsperger, das im Sommer 2005 erstmals auf Arte ausgestrahlt wurde.

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